Von Sören Sgries
Nach der unseligen „Teppich-Affäre“ hat Dirk Niebel eine Chance
gewittert, mit einer Attacke gegen den ungeliebten Biosprit seinen
Ruf wieder ein wenig aufzupolieren. Sich als erster Minister gegen
E10 auszusprechen, mitten in der oft nachrichtenschwachen Ferienzeit,
das garantiert einige Aufmerksamkeit. Und bei der Abwägung „Tank oder
Teller“ ist sowieso klar, wie die Entscheidung ausfallen müsste. Der
Entwicklungsminister inszeniert sich geschickt als Fürsprecher der
Hungernden. Der Blick auf die Fakten offenbart allerdings, dass mit
einem Biosprit-Aus in Deutschland allein wenig gewonnen wäre. Nur auf
einem geringen Prozentsatz der weltweiten Ackerflächen wird
tatsächlich für den Autotank angebaut. Hier zurückzurudern hilft also
wenig. Dennoch sollte man den Vorstoß Niebels nicht vorschnell
kleinreden. Ungeachtet der taktischen Überlegungen, die dahinter
stecken mögen, bleibt nämlich der eklatante Missstand: Unter dem
Deckmantel eines „ökologischen“ Sprits werden Nahrungsmittel
verbrannt. Es ist gleichgültig, ob diese Menge bedeutend ist. Im
Grundsatz ist es dieses Problem auf jeden Fall wert, angeprangert zu
werden. Niebel sollte es nur ernst meinen.
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