Hintertüchen
Von Alexander R. Wenisch Das Kleingedruckte ist wichtig. Berlin
will in diesem Jahr mit dem Abzug der Truppen aus Afghanistan
beginnen. Das klingt, als setze das Parlament endlich um, was die
Bürger seit Jahren wollen. Der Einsatz wurde und wird von der
Mehrheit der Wähler abgelehnt. Hinter dem politischen Termin steht
jedoch ein großes Aber: Abzug, soweit es die Sicherheitslage erlaubt.
Derzeit ist es relativ ruhig am Hindukusch. Das liegt am Winter. Hie
und da hört man kleine Erfolgsmeldungen von Distrikten, aus denen die
Taliban verdrängt und stattdessen Schulen, Brunnen und Straßen gebaut
wurden. Doch keiner weiß, was der Frühling bringt; wie aktiv die
Radikalen wieder werden. Die Erfahrung der letzten Jahre lässt
vermuten: Friedlich wird es nicht bleiben; es werden wieder deutsche
Soldaten sterben. Und schon dann steht den Politikern das
Hintertürchen offen: Kein Beginn des Abzugs. Oder es werden ein paar
strategische Einheiten nach Hause geholt, weil auch 50 Soldaten
weniger einen „Abzug“ markieren. Der Afghanistan-Einsatz jedenfalls
wird in diesem Jahr nicht beendet und wird auch 2014 nicht vorbei
sein. Etwas mehr Ehrlichkeit gegenüber den Wählern müsste man von den
Parlamentariern eigentlich erwarten dürfen.
Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0