Von Sebastian Riemer
Wie haben sich die PR-Profis im Innenministerium das eigentlich
vorgestellt? Vielleicht so: Eine Mutter bemerkt, wie ihr Sohn langsam
zum Terroristen reift, weiß aber partout nicht, was sie dagegen tun
kann. Doch dann – oh Glück – erblickt sie ein Plakat auf der Straße.
Die Beratungsstelle Radikalisierung hilft, ein Anruf genügt. Die
Experten von der Regierung werden dem Sohnemann die Flausen schon
austreiben. Wirklich beruhigend, wie Vater Staat sich kümmert – ganz
egal, ob die Kinder kiffen, komasaufen oder in den heiligen Krieg
ziehen wollen. Aber im Ernst: Dass Friedrichs Plakataktion
weltfremder Unfug ist, wäre für sich genommen gar nicht so schlimm.
Leider sind die Plakate auch ein Schlag ins Gesicht für Zehntausende
Muslime in Deutschland, die sich an jeder zweiten Litfaßsäule als
potenzielle Terroristen verunglimpfen lassen müssen. Nur
folgerichtig, dass die Islamverbände die Partnerschaft mit dem
Ministerium aufkündigen. Friedrich müsste nun die Notbremse ziehen,
sich entschuldigen und alle Plakate einstampfen. Das wird er nicht
tun. So beendet seine undurchdachte Aktion vorerst den wichtigen
Dialog zwischen Muslimen und Staat. Der Innenminister muss sich
fragen lassen, was er mit seiner Sturheit bezweckt.
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