RNZ: Sorgerecht/ledige Väter: „Unausgegoren“

Von Sebastian Riemer

Die deutsche Gesellschaft wandelt sich seit Jahrzehnten. Kaum
etwas hat sich seit den 50er Jahren so gründlich verändert wie die
Bedeutung der Ehe – und damit auch die Akzeptanz unehelicher Kinder.
Nur eines blieb all die Jahre im Kern gleich: das Sorgerecht. Eine
Reform war mehr als überfällig. Denn das alte Bild vom ledigen Vater,
einem miesen Schurken, der sich entzieht, ist lange überholt.
Inzwischen sind es nicht selten die Mütter, die für den Entzug
verantwortlich sind – den Entzug des Kindes. Nach bisheriger
Rechtslage hatten Väter kaum eine Chance auf das Sorgerecht, wenn die
Mutter ihr Veto einlegte. Ganz gleich, was wirklich gut war für das
Kind. Dieses Unrecht wird endlich beendet. Doch wirkt das neue Gesetz
unausgegoren, delegiert es doch eine immense Verantwortung an die
überlasteten Familiengerichte. Sie sollen meist in „vereinfachten
Verfahren“ entscheiden. Heißt im Klartext: Hat der Richter nach
Durchsicht der Akten das Gefühl, da wolle sich eine Frau nur am
Ex-Freund rächen, kann er ihren Wunsch nach dem alleinigen Sorgerecht
abschmettern. Das birgt die Gefahr, dass sich das Unrecht umdreht:
Nun sind nicht mehr die Väter Opfer allzu schneller Urteile, sondern
die Mütter. Und das Wohl des Kindes bleibt wieder auf der Strecke.

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