Von Klaus Welzel
Politik folgt nicht immer rationalen Erwägungen. Aber die
Wirtschaft erscheint manchmal gänzlich von der menschlichen Logik
abgekoppelt. Da sagt ein EU-Kommissar, was alle ohnehin längst
wissen: Dass in der Brüsseler Behörde bereits über den Austritt
Griechenlands aus der Eurozone nachgedacht wird. Und die Kurse
purzeln. Dabei wäre es doch verantwortungslos, würde man sich
innerhalb der EU-Kommission keine Gedanken darüber machen, was
passieren soll, falls eine neue Regierung in Athen beschließen
sollte, überhaupt keine Schulden mehr zurückzuzahlen. Ausgeschlossen
ist das nicht. Europa muss vorbauen, will es sich nicht gänzlich in
die Abhängigkeit von Spekulanten und Finanzjongleuren begeben. Es
bleibt zwar richtig, dass Moody–s und Co. den Finger in die Wunde der
jahrzehntelangen Schuldenpolitik legen. Doch durch willkürliche
Abstufungen werden sie selbst zum Akteur und verlassen die Rolle des
neutralen Beobachters. In diesem Zusammenhang darf man auch gespannt
sein, ob die Kurse wieder steigen, sollten die Griechen beim nächsten
Mal den europafreundlichen Parteien zum Sieg verhelfen? Wir haben uns
zu sehr daran gewöhnt, dass Banker und Börsianer politische
Rahmenbedingungen bestimmen. Das wäre eine Aufgabe für die
G8-Staaten, dem Finanzkapitalismus endlich wieder Fesseln anzulegen.
Oder wenigstens Zügel.
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