Saarbrücker Zeitung: Konjunkturexperte Scheide rügt europäisches Krisenmanagement – Staaten müssen auch Pleite gehen können

Vor dem Hintergrund der aktuellen Turbulenzen
an den internationalen Finanzmärkten hat der Konjunkturexperte des
Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Joachim Scheide, das
politische Krisenmanagement in der EU gerügt. „Es gibt kaum eine
Institution, die in der Krise lenken und leiten kann. Die Regierungen
geben ein schlechtes Bild ab“, sagte Scheide der „Saarbrücker
Zeitung“ (Samstag-Ausgabe).

„Wenn ein Land ganz große Schuldenprobleme hat, dann muss es auch
in die Insolvenz gehen können“, meinte Scheide. „Dazu wäre ein
geordnetes Verfahren nötig, um den Schaden für die Märkte in Grenzen
zu halten“. Das Problem sei nur, dass es so ein Konzept auf
europäischer Ebene offensichtlich nicht gebe, so Scheide.

Als „politisch unklug“ stufte der Konjunkturexperte die Kritik von
EU-Kommissionspräsident Barroso an den Ergebnissen des jüngsten
EU-Gipfels ein. „Die Gipfel-Beschlüsse wurden ja gerade als Lösung
des Problems verkauft“. Und nun gehe Barroso her und sage, man müsse
den Rettungsschirm noch mal aufstocken. „Wo soll das enden? Was
sollen die Märkte davon halten? Zumal Barroso im Dunkeln lässt, wie
eine Lösung konkret aussehen soll“, kritisierte Scheide.

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