„Landauf, landab werden die Klagen immer größer, dass sich unsere Kinder im Alltag nicht mehr ausreichend bewegen. Kein Wunder, sind sie doch vielfach die Opfer von Wohnraumverdichtung, Lärmschutzklagen, autofreundlichen Verkehrsflächen und vernachlässigten Spielräumen. Gerade Mädchen leiden darunter, dass die derzeitigen Bewegungsangebote, angeleitete Sportgruppen oder monotone Flächen für Spiele in Großgruppen eher den Bewegungsbedürfnissen von Jungen entgegenkommen. Wenn jedoch naturnahe Spielräume mit vielfältigen Möglichkeiten geboten werden, in denen sich auch Kleingruppen ungestört bewegen und spielen können, bewegen sich Jungen und Mädchen etwa gleich viel. Ältere Kinder finden kaum für sie geeignete Aufenthaltsflächen und nehmen daher Spielplätze für Kleinkinder in Beschlag oder treffen sich in Einkaufszentren. Hier wird deutlich, bei Planungsfragen wird fast ausschließlich aus der Erwachsenenperspektive gedacht. Wir sollten deshalb schleunigst dazu übergehen, Kindern und Jugendlichen auch im Bereich der Stadt- und Verkehrsplanung kontinuierlich und umfassend Mitbestimmung zu ermöglichen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Die Kinderstudie „Raum für Kinderspiel!“, die das Deutsche Kinderhilfswerk gemeinsam mit fünf baden-württembergischen Städten vor einigen Jahren durchgeführt hat, hatte unter anderem festgestellt, dass sich eine kinderfreundliche Stadtplanung und die Möglichkeiten zum selbstbestimmten Spielen maßgeblich auf die Lebensqualität und Entwicklungschancen von Kindern auswirken. In Gebieten mit schlechter Wohnumfeldqualität kommt demnach es bei vielen Kindern zu einer sozialen Entwicklungsverzögerung. Während Kinder aus sehr kinderfreundlichen Stadtteilen täglich durchschnittlich fast zwei Stunden alleine ohne Aufsicht draußen spielen, verbringen Kinder unter sehr schlechten Bedingungen nur eine Viertelstunde damit. Im Vergleich zu Kindern aus sehr kinderfreundlichen Stadtteilen haben sie deshalb weniger soziale Erfahrungen mit Gleichaltrigen, einen deutlich höheren Medienkonsum und nutzen seltener organisierte Freizeit- und Sportangebote in ihrem Stadtteil. Je ungünstiger die Wohnbedingungen sind, desto häufiger begründen Eltern fehlende Spielmöglichkeiten im Umfeld der Wohnung mit Hinweisen auf Gefahren. Das gilt sowohl für die Einschätzung von Gefahren durch den Straßenverkehr als auch für die Annahme der Eltern über soziale Gefahren.