Die olympische Flamme ist erloschen. Doch die
Diskussionen um die Situation des deutschen Spitzensports schwelen
weiter. Die Zielvorgabe der Sportfunktionäre mit 28 Goldmedaillen,
die jetzt verschämt relativiert wird, stammt natürlich ebenso aus
Wolkenkuckucksheim wie die rhetorischen Lorbeerkränze, die in den
Worten „die Mannschaft ist sehr sympathisch aufgetreten“ (DOSB-Chef
Bach) gipfeln. Sehr sympathisch ist das eine, sehr erfolgreich das
andere.
Damit eines klar ist: Es hat herausragende Leistungen des
deutschen Teams gegeben. Am Diskuswerfer Robert Harting, an den
Hockey-Herren, den Beachvolleyball-Boys und den Kerlen im
Deutschland-Achter hat sich eine ganze Nation gefreut. Doch das
Entzücken über ihre Erfolge darf ebenso wenig den Blick auf die
Wirklichkeit verstellen wie das pure Medaillenzählen. Dass die
Kanuten, ansonsten Mauerblümchen des Sports, der erfolgreichste
Fachverband waren, sagt viel aus.
Die zahlreich angetretenen Schwimmer enttäuschten krass und sind
Symbol für Fehlentwicklungen in Sachen Trainingsmethodik, Förderung
und Mentalität. Es ist ja schön, wenn viele den Satz „die Teilnahme
ist wichtiger als der Sieg“ kennen. Wenn die Athleten ihn beherzigen,
wird es aber brenzlig. Der gar zu oft zitierte Satz „Silber ist das
neue Gold“ ist Mumpitz. Silber ist zwar schön, aber der zweite Platz
eine Niederlage. Roland Matthes, immerhin sechsfacher Olympiasieger,
mahnt diese fehlende Siegermentalität an: „Wir nehmen uns nicht mehr
die Freiheit, uns zu quälen.“ Das gilt. Und das gilt für nahezu alle
Bereiche.
Das deutsche Olympiateam hat nicht enttäuscht, aber es hat nur in
Ausnahmefällen geglänzt. Die Gesellschaft erwartet viel vom Sport.
Dann muss sie es sich auch etwas kosten lassen, mehr Geld und Ideen
investieren. Für den Sport heißt das bessere Strukturen, in manchen
Teilbereichen härteres Training und in vielen Sparten bessere
Funktionäre (siehe Fall Nadja Drygalla). Deutschland muss aufholen.
Der Wettbewerb wird härter – nicht nur im Sport.
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