Die XXX. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit sind
Geschichte – das Feuer im Olympiastadion ist erloschen. Die rund um
die Uhr pulsierende Gastgeberstadt London hat sich als großartiger
Gastgeber präsentiert. Die Sportstätten wie das Olympiastadion oder
das Velodrom waren perfekte Bühnen für Weltrekorde und emotionale
Momente. Die begeisterungsfähigen Briten sorgten für voll besetzte
Tribünen und oftmals Gänsehautatmosphäre – insbesondere, wenn die
Athletinnen und Athleten aus dem Königreich auf Medaillenjagd gingen.
Und oft, sehr oft, belohnt wurden, was Platz drei in der
Nationenwertung hinter den USA und China eindrucksvoll belegt. Die
Verkehrs-Infrastruktur der Millionen-Metropole hat den Belastungen
der Besucherströme an 16 Tagen olympischer Wettkämpfe trotz aller
Unkenrufe Stand gehalten. Und das Olympische Dorf direkt neben dem
Olympiapark fand bei Athleten und Funktionären außerordentlich viel
Zuspruch und wird dem einstmals öden Vorort Stratford im Westen
London dauerhaft neues Leben einhauchen. Die Bilanz der deutschen
Olympia-Mannschaft nach den 16 Wettkampftagen von London fällt nur
gefühlt besser aus als sie ist. Mit 44 Medaillen überbot Deutschland
sogar geringfügig das Ergebnis von 2008 in Peking (41 Medaillen). Und
trotzdem wird in diesen Tagen mehr denn je um Strukturen, Geld und
Zukunft des Spitzensports in Deutschland diskutiert, weil
erfolgreiche Athleten wie Kanute Sebastian Brendel, Bahnsprinter
Maximilian Levy oder Turner Fabian Hambüchen den Mut hatten, in der
Stunde des Triumphes den Finger in die Wunde zu legen. Denn die
Medaillen-Bilanz von London übertüncht doch so manches Fiasko. In den
populären Ballsportarten wie Fuß-, Hand- und Basketball war
Deutschland erst gar nicht qualifiziert. Die Schwimmer waren wie
schon vor vier Jahren nur ein Häufchen Elend und schafften es nicht,
ihre Bestleistungen auf den Punkt abzurufen. In Kampfsportarten wie
Boxen, Ringen oder auch im Judo hat Deutschland seit Langem den
Anschluss an die Weltspitze verloren. Nach London gehören die
Ergebnisse nun ausgewertet. In Zeiten knapper Kassen sind kluge
Strategien für die Zukunft gefragt. Eine weitere Konzentrierung der
Kräfte an wenigen Standorten scheint unausweichlich. Und für absolute
Spitzenleistungen scheint auch eine Abkehr in Deutschland vom dualen
System – also Spitzensport vereint mit Ausbildung oder Studium –
überdenkenswert. Die Kernfrage nach London 2012 aber bei uns muss
lauten: Warum soll es in Deutschland nicht möglich sein, mit einer
gemeinsamen Kraftanstrengung ähnlich begeisternde und sportliche
erfolgreiche Spiele zu organisieren wie die Briten? Nach der
gescheiterten Bewerbung für die Winterspiele 2018 in München sollten
alsbald die Kräfte für eine neue Bewerbung gebündelt werden – für
Sommerspiele in Deutschland. Großbritannien und London haben
eindrucksvoll gezeigt, was Olympische Spiele bewirken können – für
den Sport, für eine Region und für ein ganzes Land. Und das können
wir auch.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de