Schwäbische Zeitung: Ein Beleg des Scheiterns – Kommentar

Schade, dass der Weltklimagipfel nicht offiziell
geplatzt ist. Schade, dass wieder einmal ein Kompromiss als Beleg für
angebliches Verantwortungsgefühl, Politikfähigkeit oder gar als
Zeichen der Solidarität mit den Ärmsten der Armen dargestellt werden
kann. Denn die Übereinkunft in Doha ist kein Verhandlungserfolg, sie
ist ein Beleg des Scheiterns. Die seit Jahrzehnten weitgehend
erfolglos praktizierte Weltklimapolitik wird weiter dahinsiechen.
Hier einen Schritt nach vorne, dort zwei zurück. Mal ein paar
Milliönchen für die Kleinen, die dem Klimawandel weitgehend schutzlos
ausgesetzt sind. Mal in den Schlussdokumenten ein paar juristische
Schachtelsätze, die diplomatisch verbrämen, dass es auf den
Riesenkonferenzen letztlich nur um Wirtschafts-, Handels- und
Industriepolitik geht. Deutschland wird mit dem Klimawandel
klarkommen, die Auswirkungen sind im internationalen Vergleich zu
vernachlässigen. Für Unternehmen mit modernen Produkten bedeutet die
Erd-Erwärmung eine Existenzgarantie inklusive Umsatzrekorde.
Politisch und wirtschaftlich eher unwichtige Staaten in Afrika,
Südamerika und Asien werden die Folgen zu tragen haben. Guter Stoff
für Krokodils-Tränen bei einer Sonntagsrede, gleich auf welchem Ort
der Erde sie gehalten werden wird. Europa hat einmal mehr gezeigt,
dass es auf der globalen Bühne nichts bewirken kann, vor allem dann
nicht, wenn es uneins ist. Bewahrung der Schöpfung? Eine Frage für
Romantiker und Träumer.

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