Kein schöner Empfang: Kaum kehrt Angela Merkel
aus dem Urlaub zurück, gibt ihr notorischer Kritiker Josef Schlarmann
eine Breitseite gegen die Kanzlerin ab. Er stellt sie als
machtbesessene Politikerin dar, die um sich herum nichts gelten und
nichts wachsen lässt. Damit legt Schlarmann den Finger in eine offene
Wunde der CDU.
Wo sind die Landesfürsten, die potenziell Merkel einmal ablösen
könnten? Wo sind die starken Minister, die es mit ihr aufnehmen
könnten? Von Christian Wulff über zu Guttenberg bis zu Roland Koch,
von Friedrich Merz bis zu Norbert Röttgen – Merkel ist allein zu
Haus. Manche, die ihr gefährlich werden könnten, hat die Kanzlerin
aus dem Weg geräumt, andere haben sich selbst erledigt. Und Merkel?
Sie steht dabei immer höher und immer unangefochtener an der Spitze.
Im Grunde ist das nichts Neues bei der CDU. Die Partei war immer
schon ein Kanzlerwahlverein, der sich im entscheidenden Moment hinter
seine Führung stellte. Aber es gab eine Zeit in der CDU, als es neben
Helmut Kohl eben auch Norbert Blüm und Alfred Dregger gab. Der eine
hat nie gerufen: „Ich bin besonders sozial“ und der andere nicht:
„Ich bin der Konservative schlechthin.“ Aber beide haben durch ihre
Vorschläge und Ideen die Partei vorangetrieben. Der eine Flügel ist
mit Ursula von der Leyen ganz gut besetzt. Auf dem andern aber ist
Funkstille. Das will der Berliner Kreis ändern, und das wäre gut für
die Partei, die an ihrer Aushöhlung leidet.
Die CDU braucht neben der nervenstarken Machttaktikerin Merkel
auch etwas für die Seele. Schließlich lässt Merkel ihrer Umgebung,
und auch ihrem Koalitionspartner, keinen Stich. Die logische Folge:
Als einzige Konstante in einer wackligen Regierung wird sie selbst
immer unverzichtbarer.
Bislang hat Deutschland die Eurokrise besser als andere
überstanden. Solange dies so bleibt, wird auch das Ansehen Merkels in
der Bevölkerung hoch bleiben. „It–s the economy, stupid“, wusste
schon Clintons Wahlkampfberater. Merkels Gegner wissen das auch.
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