Schwäbische Zeitung: Schavans Distanz zur Südwest-CDU – Kommentar

Auch wenn sie es anders verkauft: Annette
Schavan verlässt nicht freiwillig die CDU-Bundesspitze. Es sind viele
kleine Hypotheken, die ihre glatte Wiederwahl schwer gemacht hätten.

Die Kritik am Bologna-Prozess und das schwelende Plagiatsverfahren
sind da die kleineren Probleme. Schwerer wiegt der bröckelnde
Rückhalt der Merkel-Vertrauten in der eigenen Partei, nicht nur im
Bund: Weite Teile der baden-württembergischen Union sind auf Distanz
zu Schavan gegangen, haben ihr die Kandidatur gegen Oettinger 2004
ebenso wenig verziehen wie die Schulreformpläne 2011. Und im
zuständigen Kreisverband wird schon länger gemurrt, dass sich die
Ministerin im Wahlkreis zu selten blicken lässt.

Dass Rheinland-Pfalz nun Ansprüche auf Schavans Posten anmelden
kann, zeigt, wie dünn die Personaldecke der Union mittlerweile ist.
Hätte Baden-Württemberg eine Frau vom Format einer Julia Klöckner, es
gäbe kein ernsthaftes Gerangel um die Schavan-Nachfolge.

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