Das Osloer Komitee zur Wahl des
Friedensnobelpreisträgers gerät alle Jahre mal wieder in die Kritik.
Nun hat eine bis vor wenigen Monaten lediglich Eingeweihten
namentlich bekannte Gruppe, die Organisation for the Prohibition of
Chemical Weapons (OPCW), den hoch dotierten und höchst angesehenen
Preis bekommen. Auch wenn der Auswahlprozess für den
Friedensnobelpreis über ein ganzes Jahr gedauert hat und die OPCW
sicher schon länger auf der Kandidatenliste stand, muss niemand
Hellseher sein, um den politischen Zusammenhang zwischen der
Preisvergabe und der derzeitigen Mission in Syrien zu erkennen.
Da werden Menschen einer mit der UN assoziierten Organisation
geehrt, die unter Gefahr für Leib und Leben Chemiewaffen zerstören.
Das ist eine ausgesprochen noble Tätigkeit, für welche die Haager
Experten ordentlich bezahlt werden. Aber es ist keine Initiative für
Frieden und Völkerverständigung, die es auszuzeichnen gilt.
Das Erstaunen über die Wahl des Osloer Komitees ist vermutlich
auch darum so groß, weil viele Beobachter damit gerechnet hatten,
dass die pakistanische Bloggerin Malala Yousafzai den Preis bekommen
würde. Aber Malala ist erst 16 Jahre alt, und sie war so sehr von
Medien und einer durch ihr Schicksal angerührten Öffentlichkeit in
den Vordergrund geschoben worden, dass es von Tag zu Tag
unwahrscheinlicher wurde, dass sie die Auszeichnung erhielte.
Manch eine Entscheidung aus Oslo erklärt sich vielleicht erst mit
der nötigen zeitlichen Distanz. Der Preis an den amtierenden
US-Präsidenten Barack Obama im Jahr 2009 löst bis heute
Unverständnis, sogar Verdruss aus. Oder auch jener an die Europäische
Union im vergangenen Jahr, der natürlich ein politisches Zeichen
hatte sein sollen, während alle Welt vom Ende Europas sprach.
Wenn es dieses Jahr Malala nicht geworden ist, dann hätten wir im
nächsten Jahr gerne mal wieder eine Person als Preisträger. Diese
Auszeichnung braucht einen Menschen, der zum Helden taugt und den man
anfassen kann!
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