Schwäbische Zeitung: Zur Situation in der Ukraine: Bizarres Machtspiel mit Folgen

Mallorca erklärt den Beitritt zur
Bundesrepublik – um die Kultur der 31000 Deutschen zu bewahren, die
im Ferienparadies leben. Politiker in Berlin finden das normal, zumal
sie den Ballerman 6 ohnehin als deutsches exterritoriales Gebiet
sehen. Für alle Fälle lässt der Bundestag 19000 Bundeswehrsoldaten
einreisen, verkleidet als Urlauber, die in olivfarbenen Wagen mit
deutschen Kennzeichen herumfahren. Bizarr? Nicht mehr als das, was
gerade auf der Krim passiert.

Das ukrainische Ferienparadies will sich Russland anschließen. Die
pro-russischen Kräfte dort haben das Sagen – und sie legen keinen
Wert auf Gesetz und Formalitäten. Ein Blitzreferendum mit einem
vorbestimmten Ausgang wird angeordnet, die Frage nach dem Verbleib
der Region in der Ukraine soll gar nicht erst gestellt werden. Damit
die Eingliederung in die Russische Föderation möglichst reibungslos
verläuft, verkündet das Regionalparlament noch vor der Abstimmung die
Unabhängigkeit. Während der Westen den drohenden Zeigefinger erhebt,
schaut Moskau weg. So, als hätte der schwere Verfassungsbruch im
benachbarten „Bruderstaat“ nichts mit dem erklärten Ziel des Kreml zu
tun.

Dieses Ziel heißt: um jeden Preis im postsowjetischen Raum
Einfluss ausüben und sich notfalls mit harter Hand Respekt im Westen
zu verschaffen, der in russischer Wahrnehmung Moskau zu oft
gedemütigt hat. Es ist ein gefährliches Spiel. Weniger vor dem
Hintergrund der ineffizienten westlichen Sanktionen, eher angesichts
des Imageschadens, der Isolation und des möglichen wirtschaftlichen
Niedergangs, den Präsident Wladimir Putin leichtfertig in Kauf nimmt.

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