Die JOM Jäschke Operational Media hat die
bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt (20. März 2011),
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (beide am 27. März 2011) im
deutschsprachigen Sozialen Netz untersucht. Nachdem alle Parteien auf
die Zielgerade in ihren jeweiligen Wahlkämpfen eingebogen sind,
analysierte die Hamburger Agentur in einem Zeitraum von zwei Monaten
(1. Januar – 2. März 2011), was im Web 2.0 über die Parteien CDU,
SPD, Grüne/Bündnis 90, FDP und Die Linke veröffentlicht wurde. Die
Untersuchung basiert auf einer Stichprobe von rund 3.000 Kommentaren
und Äußerungen in deutschen Blogs, Microblogs, Foren, Gruppen und
Multimedia-Sharing-Portalen aus insgesamt über 90.000 Postings für
alle drei Regionen im Untersuchungszeitraum.
Alle Wahlen haben in erster Linie regionale Bedeutung – mit
entsprechender Signalwirkung für die Bundespolitik. Dennoch gibt es
ein national relevantes Thema, das starken Widerhall in lokalen
Kommentaren und Postings findet und hier entsprechend Einfluss auf
die jeweilige Meinungsbildung hat: Die Plagiats-Affäre von zu
Guttenberg. In Rheinland-Pfalz ist sie das vorherrschende Thema (27%)
im Social Web, noch vor der Frage, ob die SPD ihre absolute Mehrheit
verliert (13%) oder welche Auswirkungen die Wahlkampfspenden-Affäre
der CDU für die Glaubwürdigkeit der Parteien hat (5%). In
Baden-Württemberg ist die Debatte um Stuttgart 21 mit rund 40%
Themenanteil nach wie vor dominierend, aber auch hier diskutieren 28%
der User über den ehemaligen Verteidigungsminister. Fragestellungen
ob Die Linke in den Landtag einzieht (3%) und der Rückkauf der
EnBW-Anteile (5%) stehen deutlich hinten an. Ähnlich sieht es auch in
Sachsen-Anhalt aus. Hier werden die eifrigsten Web-Diskussionen
darüber geführt, wie viel Prozent Die Linke tatsächlich holt und ob
sie vielleicht sogar stärkste Partei werden könnte (25%), gefolgt von
zu Guttenberg (24%) und der Frage, ob die NPD in den Landtag einzieht
(6%).
Die Stimmung im deutschen Social Web vor den drei Landtagswahlen
JOM Jäschke Operational Media untersuchte ferner vor allem die
qualitative Relevanz der Postings (Inhalt, Tonalität) für die
Parteien. Hier ergibt sich im Gegensatz zur klassischen Wahlforschung
ein zum Teil deutlich anderes Meinungs- und damit Mehrheitsbild in
den Ländern: In Baden-Württemberg sind von knapp 38.000 relevanten
Meinungsäußerungen rund 9.000 positiv. Dies entspricht einer
Zustimmungsquote von 24%. Für die einzelnen Parteien bedeutet das im
Detail: CDU 36% Zustimmung, Grüne/Bündnis 90 27%, SPD 19%, FDP 10%
und Die Linke 8%. Die beiden großen Parteien müssen ordentliche
Stimmeneinbußen hinnehmen. Klare Gewinner sind die Grünen/Bündnis 90,
die zusammen mit der SPD auf den gleichen Stimmenanteil wie die
bisherige Regierungskoalition kommen (46%). Die eigentliche Sensation
aber ist: Unter diesen Voraussetzungen könnten die Grünen/Bündnis 90
erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einen
Ministerpräsidenten stellen.
Deutlich weniger Stimmenverluste müsste die SPD hingegen in
Rheinland-Pfalz aus Sicht des Social Webs hinnehmen. Sie wäre aber
nicht mehr alleine regierungsfähig und Kurt Beck bräuchte einen
Regierungspartner. Von den knapp 28.000 erhobenen Meinungsäußerungen
waren rund 13.000 positiv. Dies entspricht einer Zustimmungsquote von
46%. Aufgeteilt auf die jeweiligen Parteien ergibt dies SPD 40%
Zustimmung, CDU 38%, Grüne/Bündnis 90 11%, FDP 7% und die Linke 4%.
Damit wäre die Linkspartei nicht im Mainzer Landtag vertreten. Da der
in Magdeburg über alle Parteien hinweg angesehene Ministerpräsident
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer (CDU) nicht mehr antritt, wird derzeit im
Social Web intensiv darüber diskutiert, ob die Große Koalition ihre
Mehrheit behält oder ob der Linken nicht doch die Sensation gelingt,
stärkste Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt zu werden. Laut
Social Web liegt bei der Betrachtung der positiven Web-Beiträge (ca.
24.000 relevante Meinungsäußerungen, ca. 13.000 davon positiv,
Zustimmungsquote ca. 54%) die CDU bei 39% Zustimmung und Die Linke
bei 30% und damit deutlich vor der SPD mit 16%, Grüne/Bündnis 90 9%
und FDP 4%. CDU und SPD könnten somit weiterregieren, es sei denn Die
Linke kann SPD und Grüne/Bündnis 90 zu einer Ampelkoalition
überreden. Dann gäbe es in Sachsen-Anhalt den ersten linken
Ministerpräsidenten in Deutschland.
Für Rückfragen:
Volker Neumann
JOM Jäschke Operational Media GmbH
Tel. 040-27822-0
Email: volker.neumann@jomhh.de