„Aufarbeitung der Geschichte der Grenzopfer ist gesamtdeutsche Verpflichtung“
Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, nahm heute an der Auftaktveranstaltung des Forschungsprojekts „Todesopfer an der innerdeutschen Grenze“ in Berlin teil. „Die Aufarbeitung des Grenzregimes ist keine ostdeutsche, sondern eine gesamtdeutsche Verpflichtung“, sagte der Minister im Rahmen einer Pressekonferenz im Informationszentrum der Stiftung Berliner Mauer. „Auf 270 Kilometer Länge waren Hessen und Thüringen durch Stacheldraht und Schießbefehl voneinander getrennt. Diese Grenze war unmenschlich, sie war gefährlich, hat Menschen und Familien getrennt und zog sich wie ein Schnitt durch Deutschland.“ Zwar sei die Geschichte des SED-Regimes historisch gut belegt, dennoch sei bis heute nicht klar, wie viele Frauen und Männer, die ihr Menschenrecht auf Freiheit jenseits der Grenze suchten, diese mutige Entscheidung mit dem eigenen Leben bezahlten.
Diese Lücke soll nun durch das Forschungs- und Dokumentationsprojekt „Todesopfer an der innerdeutschen Grenze“ geschlossen werden, mit dem der Forschungsverbund SED-Staat unter Leitung von Professor Ulrich Schroeder beauftragt wurde. „Die Biografien aller Maueropfer werden im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen dokumentiert“, erläuterte der Staatsminister. Die Geschichten der Opfer der innerdeutschen Grenze von 1949 bis 1989 wurden bisher noch nicht systematisch untersucht. Umfassende valide Forschungsergebnisse zu ihrer Zahl, und damit auch die Möglichkeit zur Vermittlung in der Bildungsarbeit, fehlen. Die Hessische Landesregierung gehört zum Mitinitiator dieses wichtigen Forschungsprojektes und stellt mit 30.000 Euro die Anschubfinanzierung im Jahr 2012 sicher. Die Bundesregierung fördert das Projekt, das Ende 2015 abgeschlossen sein soll, aus dem Etat des Kulturstaatsministers, zudem beteiligen sich die Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachen.
Hessen und Thüringen unterhalten mit den beiden Grenzmuseen „Point-Alpha“ und „Schifflersgrund“ zwei bedeutende Gedenkstätten, die beispielhaft für die Aufarbeitung des SED-Regimes stehen. „Gerade die Auseinandersetzung mit Diktaturen hilft, den Wert von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu erkennen“, sagte Axel Wintermeyer. Zudem sei vor zwei Jahren bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung das Schwerpunktprojekt „Politisch-historische Aufarbeitung der SED-Diktatur“ unter der Leitung von Jutta Fleck („Die Frau vom Checkpoint Charly“) eingerichtet worden. Einen weiteren wichtigen Beitrag leisten zudem Zeitzeugen, die hessischen Schülerinnen und Schülern von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. „Gerade weil Menschen im Zeitverlauf zum Vergessen neigen, ist es uns so wichtig, Mahnmale und Erinnerungsstätten lebendig zu erhalten. Das Projekt ?Todesopfer an der innerdeutschen Grenze? leistet hierzu einen wichtigen Beitrag“, so der Chef der Staatskanzlei abschließend.
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