Studie: Berlin beschafft unfaire Lebensmittel / Land und Bezirke umgehen Gesetz

Eigentlich müssen öffentliche Einrichtungen in
Berlin viele Lebensmittel wie Kaffee, Orangensaft und Bananen sozial
verantwortlich beschaffen. Die Christliche Initiative Romero e.V.
zeigt nun in einer Studie: Bürokratische Tricks und mangelnde
Informationen verhindern, dass gesetzlich vorgeschriebene Arbeits-
und Menschenrechte eingehalten werden. Deshalb muss die aktuelle
Reform des Berliner Auftrags- und Vergabegesetzes (BerlAVG) soziale
Kriterien stärken.

Während bei der öffentlichen Beschaffung von Lebensmitteln für
Kantinen, das Schulessen oder den nächsten Rathausempfang immer
häufiger auf Biosiegel geachtet wird, ist bei der Einhaltung von
Arbeits- und Menschenrechten noch viel zu tun. Zu diesem Fazit kommt
die Studie –BLICK ÜBER DEN TELLERRAND – Sozial verantwortliche
öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln–. Durchgeführt wurde sie
von der unabhängigen Nichtregierungsorganisation Christliche
Initiative Romero e.V. im Rahmen des Projekts –Berlin handel! Fair!–.
„Das Land Berlin und die Berliner Bezirke haben zahlreiche Beschlüsse
und Selbstverpflichtungen zur fairen Beschaffung von Lebensmitteln
verabschiedet, aber es fehlt an einer strukturierten Umsetzung“, so
Tabitha Triphaus, die Autorin der Studie.

UNTERNEHMEN UMGEHEN SOZIALSTANDARDS, BERLINER VERWALTUNG SCHAUT ZU

Bisher umgehen Cateringfirmen die im Berliner Auftrags- und
Vergabegesetz geforderten Arbeitsrechte mit einem simplen Trick.
Statt glaubwürdige Nachweise wie das Fairtrade-Siegel oder eine
Mitgliedschaft in der World Fair Trade Organization (WFTO) zu
liefern, legen die Lieferanten eine Eigenerklärung vor, dass das
Produkt nicht zertifiziert zu haben sei.

„Bei Produkten wie Kaffee in der Kantine, oder Bananen und Reis
für das Schulessen ist das absurd. Natürlich gibt es die in fair –
bei Bedarf auch im Großgebinde.“, erklärt Triphaus. Hier sei es an
den Beschaffungs- und Kontrollstellen, dieses Vorgehen zu
unterbinden, sonst entstehe sogar ein Wettbewerbsnachteil für
diejenigen Anbieter, die sich tatsächlich um bessere
Arbeiterbedingungen bemühen. Doch viele Verwaltungsangestellte wissen
nicht über geltende Sozialstandards und glaubwürdige Siegel Bescheid
– selbst die Unternehmen verwechselten oftmals bio und fair.

Hier setzt die Arbeit der Christlichen Initiative Romero an. Die
Studie zeigt, welche Probleme und entsprechenden Siegel existieren
und wie diese einfach in Ausschreibungsunterlagen integriert werden
können. Die CIR berät die Vergabestellen auch gerne über die Studie
hinaus..

FAIRTRADE TOWN BERLIN: MEHR SCHEIN ALS SEIN?

Am 8. November wird die Stadt Berlin als Fairtrade-Town
ausgezeichnet. Die Stadt sollte diese Auszeichnung ernst nehmen.
Nötig ist dies allemal: Aus den Untersuchungsergebnissen geht hervor,
dass Arbeiter*innen auf Kaffeeplantagen in Honduras meist sogar
weniger verdienen, als den gesetzlichen Mindestlohn. Und auf
Orangenplantagen in Brasilien, dem Herkunftsland von 80 Prozent des
in Deutschland gehandelten Orangensafts, werden Pestizide verwendet,
die in der EU verboten sind und bei den Pflücker*innen Kopfschmerzen,
Ohnmacht, Übelkeit und Nasenbluten hervorrufen.

DIE CHRISTLICHE INITIATIVE ROMERO e.V.

Die Christliche Initiative Romero (CIR) setzt sich seit 1981 für
Arbeits- und Menschenrechte in Mittelamerika ein. Schwerpunkt ihrer
Arbeit ist die Unterstützung von Basisbewegungen und Organisationen
in Nicaragua, El Salvador, Guatemala und Honduras sowie die
Kampagnen- und Bildungsarbeit in Deutschland. In Berlin unterstützt
die CIR das Berliner FAIRgabe-Bündnis mit seinen politischen
Forderungen bezogen auf die Novellierung des BerlAVG. Mehr erfahren
Sie unter www.fairgabe.berlin.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:
Studie herunterladen:
www.ci-romero.de/berlin-beschafft-unfaire-lebensmittel-pm-2018-10-17
Mehr: www.ci-romero.de/kritischer-konsum/beschaffung/lebensmittel

Für Interviews und Ihre Fragen steht zur Verfügung:

Tabitha Triphaus
Christliche Initiative Romero (CIR)
Schillerstraße 44a
48155 Münster
Tel: 0251 – 67 44 13 20
E-Mail: triphaus@ci-romero.de

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