Stuttgarter Zeitung: Montgomery kritisiert geplante Harmonisierung bei Arzneimittelversuchen

Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank
Ulrich Montgomery, hat die von der EU-Kommission geplante
Harmonisierung bei Arzneimittelversuchen heftig kritisiert. Es gehe
nicht um medizinischen Fortschritt, sondern „nur um die
wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie“, sagte Montgomery im
Interview mit der Stuttgarter Zeitung (Dienstagausgabe). Sie allein
profitiere von der Neuerung.

Bei der EU rangierten Marktinteressen vor ethischen Interessen,
beklagte Montgomery. Der Ärztepräsident: „Wir haben in Deutschland
einen hohen Sicherheitsstandard für die Probanden bei der Prüfung von
Arzneimitteln. Geht es nach der EU, kann sich die Industrie künftig
aussuchen, in welchem Land der EU sie ihre großen Arzneimittelstudien
durchführt. Das könnten Länder wie Bulgarien, Rumänien oder Malta
sein.“

Das Ergebnis der Anerkennung eines Medikaments müsste von anderen
Ländern übernommen werden, sagte Montgomery. „Das würde unseren
Sicherheitsstandard senken. Das können wir nicht akzeptieren.“ Der
Ärztefunktionär forderte eine Verbesserung des EU-Entwurfs: „Wir
brauchen die obligatorische Beteiligung unabhängiger
Ethikkommissionen. Wir brauchen mehr Zeit für die Genehmigungen, die
Haftpflicht muss gewährleistet sein. Die Industrie darf sich nicht
frei aussuchen, wo sie die Untersuchungen macht. Das muss dort
erfolgen, wo die Kranken und die wissenschaftlichen Institute sind.“

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