Südwest Presse: entar zu Schavan

Seit die Behauptung kursiert, die
Bundesbildungsministerin habe vor mehr als 30 Jahren ihre
Doktorarbeit nicht sorgfältig angefertigt, drängt sich der Eindruck
auf, dass auch die Aufarbeitung des Vorwurfs keine allzu saubere
Sache ist. Vor Monaten hatte ein selbstredend anonymer Plagiatsjäger
Stellen der Arbeit benannt, die abgeschrieben worden sein sollen.
Später dann wurde dem „Spiegel“ ein Gutachten aus dem zuständigen
Promotionsausschuss der Universität Düsseldorf zugespielt, in dem von
„leitender Täuschungsabsicht“ die Rede war. Und nun spekuliert man in
der CDU, Schavan trage sich „offenbar“ mit Rücktrittsgedanken. Mit
einem geordneten und halbwegs fairen Verfahren hat das alles wenig zu
tun. Dazu hätte auch gehört, dass der Promotionsausschuss eine zweite
Expertise einholt, was er jedoch ausdrücklich abgelehnt hat. Doch
dass sich Schavan gegen Vorwürfe und Rücktrittsgerüchte wehrt, wird
ihr nichts nützen. Sollte der Fakultätsrat entscheiden, dass ein
Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels eröffnet wird, kann sie
weder Bildungsministerin bleiben, noch davon ausgehen, dass der
CDU-Kreisverband in Ulm sie erneut für das Bundestagsmandat
nominiert. Mit der Dreistigkeit des eitlen Karl-Theodor zu Guttenberg
aber hat der Fall Schavan kaum etwas gemein. Man muss daher kein
Anhänger der Ministerin sein, um bei all dem ein ungutes Gefühl
zurückzubehalten.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218