Südwest Presse: KOMMENTAR · IRAK

Obamas Wende

Egal, welchen Kurs er im Irak steuert, US-Präsident Barack Obama
kann es den Republikanern nicht recht machen. Als er den Truppenabzug
ankündigte, wurden ihm Schwäche und mangelndes Durchsetzungsvermögen
vorgeworfen. Die USA würden unverrichteter Dinge zum Rückzug blasen
und ein gefährliches Machtvakuum hinterlassen, hieß es. Nun entsendet
er 300 Militärberater und erklärt, dass er „präzise militärische
Schritte“ anordnen werde, sofern die Situation dies erforderlich
mache. Damit gestehe der Präsident indirekt frühere Fehler ein und
versuche, diese durch eine halbherzige „Wende“ wieder gutzumachen,
mäkelt nun die Opposition. Eine richtige Wende ist es natürlich
nicht. So oder so darf man nicht vergessen, dass militärisches
Engagement seitens der USA, und sei es noch so begrenzt,
ausschließlich durch eigene Interessen ausgelöst wird. Diesmal geht
es vorrangig um die Sicherheit der Amerikaner im Irak, insbesondere
des Botschaftspersonals. Schließlich wäre nach dem Anschlag auf das
US-Konsulat in Bengasi nichts peinlicher als eine weitere Attacke auf
US-Diplomaten. Gewiss war das Desaster im Irak nicht Obamas Krieg,
sondern der seines Vorgängers George W. Bush. Beenden wollte ihn aber
Obama, nach Ansicht seiner Kritiker allerdings zu schnell. Den
Vorwurf, er habe voreilig das Kriegsende ausgerufen, wird sich der
US-Präsident bis zum Ende seiner Amtszeit gefallen lassen müssen.

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Ulrike Sosalla
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