Billiger Fäkalhumor
Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Wer Zweifel daran hegt, muss nur
nach Ungarn schauen, wo jene unter Druck geraten, die öffentlich
Kritik am Kurs der Regierung äußern. Demokratie braucht die freie
Meinungsäußerung und sie erfordert eine Presse, die sich vor
Mächtigen nicht scheut. Doch hat die Presse deshalb auch das Recht,
Menschen wahllos herabzusetzen, und sei es unter dem Deckmantel der
Satire? Das Magazin „Titanic“ hat dieses gerade getan, als es mit
Anspielung auf das Informationsleck im Vatikan einen inkontinenten
Papst auf dem Titelbild darstellte und dazu schrieb, die undichte
Stelle sei gefunden. Manche mögen diesen unter die Gürtellinie
gehenden Fäkalhumor als lustig empfinden. Der Vatikan tut es nicht.
Er hat eine einstweilige Verfügung gegen das Satiremagazin erwirkt,
die nun Anlass bietet für weitere juristische Auseinandersetzungen.
Persönlichkeitsrechte stehen gegen Pressefreiheit. Doch bedeutet
Freiheit, alles tun zu können, nur weil man die publizistische Macht
dazu hat? Der Fall zielt auf das journalistische Verständnis. Dürfen
Menschen beleidigt werden, nur weil sie in der Öffentlichkeit stehen?
Und sind darüber hinaus, die religiösen Gefühle vieler Menschen nur
ein billiges Nachtreten wert? Die umstrittenen Mohammed-Karikaturen
haben vor einigen Jahren ähnliche Fragen ausgelöst. Weil damals
Medien in Dänemark auf ihrer Freiheit beharrten, haben tausende
Kilometer entfernt als Reaktion darauf Unbeteiligte ihr Leben
verloren. Ähnliches droht in diesem Fall nicht – doch ist auch im
Fall des Papstes ist Freiheit an Verantwortung gebunden. Der
„Titanic“ mangelt es daran.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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