Nein, Grünen-Chefin Claudia Roth hat das nicht gesagt:
„Der Jürgen und ich sind schon ein tolles Trio, äh Quartett.“ Dieser
Spruch stammt von „Fritzle“ Walter, der mit Jürgen Klinsmann 1989 für
den VfB Stuttgart stürmte. Doch irgendwie erinnert das Gefeilsche der
Ober-Grünen um Platz und Sieg daran. Sie leisten sich seit Wochen
völlig zur Unzeit die Luxusdebatte, ob sie mit zwei, drei, vier oder
nur einem Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl antreten. Und statt
einen Knopf an die Personalie zu nähen, lassen sie weidlich Raum für
weitere Spekulationen. Hat die Partei sonst keine Probleme? Umfragen
sind zwar keine Wahlergebnisse, als Stimmungsbarometer taugen sie
schon. Da bröckeln die vor Jahresfrist stattlichen Prozentpunkte. Nun
mag die Ökopartei ihr Spitzenquartett nicht beschädigen. Aber die
Kompromisse – Urwahl bei drei Kandidaten, für ein Duo genügt das
Votum des Parteitages – wollen nun gar nicht zu einem Verein passen,
der Basisdemokratie sonst zu seinen Markenzeichen zählt. Und wer
bereits die beste Startposition für den Wahlkampf in fünfeinhalb
Jahren sucht, sollte seine Ambitionen ausschließlich im stillen
Kämmerlein mit sich selbst einstudieren. Claudia Roth hat gestern
etwas Richtiges gesagt: Kleinere Parteien werden wegen ihrer Inhalte
gewählt. An diese Maßgabe muss sich die Grünen-Spitze wieder halten.
Dies bedeutet: Wahlaussagen stehen im Rampenlicht und nicht
diejenigen, die sie vortragen oder sich gar vordrängeln. Damit zeigen
Spitzenkräfte, dass sie Demokratie verstanden haben. Sie vergibt
Ämter nur auf Zeit. Den Grünen sollte zu denken geben, dass man sie
daran erinnern muss.
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