Südwest Presse: Kommentar zu Fluglotsen

Manchem Reisenden dürfte die Entwicklung im
Tarifkonflikt der Fluglotsen wie ein Sprung in der Schallplatte
vorkommen. Kein Wunder, denn das Szenario wird alle paar Jahre
wiederholt: Erst droht die Lotsengewerkschaft mit Streik, dann rufen
die Arbeitgeber die Schlichtung an, was zur Friedenspflicht führt. Am
Schluss raufen sich beide Seiten doch noch zusammen. Das ist diesmal
so, das war 2007 so, und auch in früheren Auseinandersetzungen blieb
ein flächendeckender Arbeitskampf aus. Diesmal steht die Schlichtung
allerdings unter keinem guten Stern, denn das Verhältnis der
Kontrahenten ist nach den jüngsten Gefechten vor Gericht zerrüttet.
Auch hat das Vorgehen der Deutschen Flugsicherung (DFS) mit den
üblichen Ritualen in einem Tarifkonflikt nichts mehr zu tun. Sie
wartete – auf dem Rücken völlig im Unklaren gelassener Urlauber und
trotz dringender Appelle mehrerer Richter – bis zum allerletzten
Moment, bevor sie den Notausstieg wählte. Das Streikrecht gilt auch
für Fluglotsen. Als kleine Berufsgruppe mit großer Macht müssen sie
damit verantwortungsvoll umgehen. Bislang hat allein eine
Streikdrohung gereicht, um Bewegung in den Konflikt zu bringen.
Erpressung, mag die Gegenseite denken. Doch ohne diesen Druck wären
die Lotsen erpressbar – mit der Folge schlechterer
Arbeitsbedingungen. Nicht gerade die beste Voraussetzung für
Sicherheit im Luftraum.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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