Gerade noch mal gut gegangen, könnte man angesichts
der Griechenwahl sagen. Die pro-europäische Nea Dimokratia wurde
stärkste Partei, wenn auch mit knappem Vorsprung vor den
Radikallinken. Ende gut, alles gut? Keineswegs. Es wird für die
Konservativen nicht leicht sein, gegen die radikallinke Opposition zu
regieren. Denn deren Chef Alexis Tsipras wird nicht nur feurige Reden
im Parlament halten. Er könnte auch seine Anhänger auf den Straßen
mobilisieren und das Land mit Streiks und Protesten ins Chaos
stürzen. Überdies muss der konservative Wahlsieger Antonis Samaras
jetzt erst einmal Koalitionspartner finden. Das wird schwierig.
Konsens scheint für die meisten Athener Politiker immer noch ein
Fremdworte zu sein, Kompromisse etwas Faules. Doch Griechenlands
Probleme sind so gewaltig, dass die Parteien gut beraten wären, ihre
Kräfte zu bündeln und jetzt eine möglichst breit aufgestellte
Regierung zu bilden. Dabei ist Eile geboten. Wochenlange
Koalitionsverhandlungen kann sich das Land ebenso wenig leisten wie
eine dritte Wahl. Griechenlands Partner erwarten jetzt klare Ansagen.
Wenn zum nächsten EU-Gipfel in zehn Tagen wieder nur ein politisch
unbefugter griechischer Interims-Premier erscheint, weil sich die
Parteien nicht auf eine Regierung einigen konnten, werden auch die
letzten verbliebenen Freunde Griechenlands die Geduld verlieren. Und
Mitte Juli sind die Kassen leer in Athen.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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