Geschlossen tritt die Ärzteschaft nicht auf, um ihre
Honorarforderungen durchzusetzen. Der Hausärzteverband will die
Krankenkassen nicht ärgern, mit denen er Extraverträge geschlossen
hat. Das gilt auch für einige Facharztgruppen, für die Ärzteverbände
wie Medi ebenfalls Sonderkonditionen vereinbart hat. Das schwächt die
Protestaktionen. Deshalb könnte es gut sein, dass die Krankenkassen
unnachgiebig bleiben. Dabei gibt es gute Gründe, die Vergütung der
Praxisärzte aufzustocken. Patienten werden überwiegend in Arztpraxen
versorgt. Dennoch erhalten diese allenfalls 15 Prozent aus dem
Kassentopf, den Beitragszahler pro Jahr mit mehr als 180 Milliarden
Euro füllen. Doch ein Zuschlag allein ändert viel zu wenig an dem
unzumutbaren System der Honorierung, das nach wie vor auf einer
Quartalspauschale pro Krankem beruht und die Zahl der Patienten
festschreibt, die ein Arzt in drei Monaten behandeln darf. Allein der
Pauschbetrag zwingt den Kleinunternehmer Praxisarzt dazu, die
Behandlung nicht allein nach den Regeln der Heilkunst auszurichten,
wie es seine Berufsordnung vorschreibt. Er beginnt ökonomisch zu
denken. Für die Versorgung der Patienten hat dies fatale Folgen. Denn
es geht nicht mehr um die medizinische Kunst, sondern zunehmend um
das Erschließen von Einnahmequellen. Ärzte sind gemäß ihren
verantwortlichen Aufgaben und ihrer Ausbildung zu bezahlen. Dies muss
sich auf ihre Tätigkeit am Patienten beziehen. Leider geht es im
Honorarstreit nicht um eine Totalreform der Vergütung. Die haben die
Ärztefunktionäre mitzuverantworten, die mit den Kassen jetzt um mehr
Geld feilschen.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218