Warum tötet ein 17-Jähriger in hemmungsloser
Menschenverachtung 15 Kinder, Frauen, Männer und sich selbst? Das
Landgericht Stuttgart hat das Rätsel nicht gelöst. Aber: Das war
nicht die Aufgabe des Prozesses, mit dem ein neues Kapitel deutscher
Justizgeschichte geschrieben wurde. Erstmals war ein Waffenbesitzer
angeklagt, durch dessen leichtfertigen Umgang mit Pistole und
Patronen ein psychisch angeschlagener Jugendlicher zum Killer
mutierte. Das Verfahren war kein medialem Druck geschuldeter
Stellvertreterprozess. Es ging einzig um den Fehler des Angeklagten.
Ohne ihn hätte es den Amoklauf nicht gegeben. Das fatale Versagen
eines Mannes, der eine gefährliche Waffe versteckte wie andere Leute
Weihnachtsgeschenke, musste öffentlich aufgearbeitet werden. Ein
Strafbefehl aus dem stillen Kämmerlein hätte das Vertrauen in den
Rechtsstaat nicht gestärkt. Für die strafrechtliche Konsequenz aus
einem beispiellosen Verbrechen musste hinter die Wohlstandsfassade
einer Familie geblickt werden, der Fleiß offenbar wichtiger war als
Gefühl. Wo jeder materielle Wunsch erfüllt wurde, aber Zuwendung und
Verständnis fehlten. Wichtige Hinweise für die Verhütung künftiger
Morde hätten gewonnen werden können, wenn sich der Angeklagte aktiv
in die Analyse eingebracht hätte. Doch er verweigerte sich des guten
Dienstes für die Gesellschaft, von der er gern wieder aufgenommen
werden möchte.
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Lothar Tolks
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