Südwest Presse: Kommentar zur Atompolitik

Dies sind schwere Zeiten für Konservative. Erst müssen
sie sich vom eigenen Bundespräsidenten sagen lassen, dass auch der
Islam zu Deutschland gehört. Dann wird ihr strahlendster Held als
akademischer Hochstapler enttarnt. Und nun bricht auch noch ihr
Glaube an die Beherrschbarkeit der Kerntechnik weg. Was bleibt da
noch übrig außer Angela Merkel? Allzu gern würde die Kanzlerin den
Blick nur nach vorn richten, auf den Atomausstieg mit Augenmaß, den
die Bundesregierung zu vollziehen beabsichtigt. Das ist gerade in
einem Superwahljahr verständlich, denn damit demonstriert die
Bundeskanzlerin Handlungsfähigkeit nach einem Störfall, der nicht
bloß in Japan existenzielle Ängste ausgelöst hat. Doch so einfach
kommt die CDU-Chefin nicht aus der Klemme. Man will von der Kanzlerin
schon wissen, welcher Kompass sie leitet, welche Werte und Interessen
ihr Handeln bestimmen. Wenn sie heute dies sagt, morgen das
Gegenteil, ist das weder verlässlich noch glaubwürdig. Dass die
Kanzlerin die Sorgen der Menschen jetzt endlich ernst nimmt, verdient
kein besonderes Lob. Warum hat sie dieselben Bedenken vor kurzem noch
ignoriert? Nein, Angela Merkel und Stefan Mappus haben – ganz
unabhängig von den angeblich respektlosen Attacken der Opposition –
ein Problem: Eine große Mehrheit der Bürger glaubt ihnen den
panischen Kursschwenk in der Atompolitik einfach nicht.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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