Südwest Presse: Kommentar zur FDP

Einigkeit ist Trumpf vor wichtigen Wahlen. In
Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen zittern die Liberalen
heftig um den Wiedereinzug in die Landtage – und mit ihnen der
Parteivorsitzende Philipp Rösler um sein Amt. In dieser schwierigen
Situation war es kein Wunder, dass sich Rösler auf dem FDP-Parteitag
in Karlsruhe kaum offene Kritik anhören musste. Als Ventil für die
Unzufriedenen diente die Wahl des Generalsekretärs: 72 Prozent für
Patrick Döring waren ziemlich schwach und wohl die Quittung für seine
nassforsche Art – viel stärker aber ein Signal an Rösler.Eigentlich
sollte ein Parteitag für Aufbruchstimmung sorgen. Doch die
verbreitete nicht Rösler, sondern die Spitzenkandidaten Wolfgang
Kubicki und Christian Lindner sowie Fraktionschef Rainer Brüderle.
Sie rissen die Delegierten mit engagierten Reden mit. Rösler dagegen
war langatmig und inhaltlich wenig inspiriert. Dafür verfiel er in
ein Westerwelle-Brüllen, das sich keiner zurückwünscht. Der
Parteichef verengt die FDP wieder auf ein Schlagwort, nur dass es
jetzt Wachstum statt Steuersenkungen heißt. In Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfalen mögen die Spitzenkandidaten für neuen Wind bei
der Basis der Liberalen und bei den Wählern sorgen. Doch selbst wenn
sie Erfolg haben, wird Rösler die Debatte nicht loswerden, ob er der
richtige Vorsitzende ist. Weder im Parteiamt noch als
Bundeswirtschaftsminister wirkt er überzeugend. Für Rösler spricht
hauptsächlich, dass es keine realistische Alternative zu ihm als
FDP-Chef gibt. Das ist zu wenig. Die Liberalen bräuchten Zeit zum
Atemholen. Die wird ihnen keiner gönnen – am wenigsten sie selbst.

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