Südwest Presse: Kommentar zur Gleichstellung Homosexueller

Schwule wie Ehegatten behandeln? Nie und nimmer, tönt
es aus der CSU, der Partei, die gerne längere Strecken der
gesellschaftlichen Reise mit dem Blick in den Rückspiegel fährt. So
sind jenen, die den Untergang von Ehe und Familie wähnen, mehrere
Dinge entgangen, die die steuerliche Gleichstellung homosexueller
Partnerschaften erzwingen: Der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag,
einige Urteile des Bundesverfassungsgerichts und eine Lebenspraxis,
die auch in München zur Erkenntnis führen sollte: Die 50er Jahre sind
vorbei. Wann anerkennt der Staat endlich, dass Menschen zusammenleben
und den Alltag zum beiderseitigen Vorteil gemeinsam bewältigen –
letztlich zur Entlastung der Allgemeinheit? Denn in einer zynischen
Weise existiert die Gleichstellung längst – versteckt im
sozialrechtlichen Begriff der Bedarfsgemeinschaft: Unabhängig von der
sexuellen Orientierung ist der Staat schnell bei der Hand,
Verantwortung zu unterstellen, wenn er selbst dabei sparen, sprich,
unter Verweis auf einen Partner Sozialleistungen kürzen oder
vorenthalten kann. Behinderte oder Hartz-IV-Empfänger können ein Lied
davon singen. Angst, diese Verwaltungspraxis könnte das Leitbild der
Ehe beschädigen, hat offenbar kein Politiker. In erster Linie scheint
es darum zu gehen, den Menschen ihr Leben zu diktieren. Der ins Feld
geführte Vorrang der exklusiven Mann-Frau-Beziehung ist dabei nichts
anderes als Moral nach Kassenlage.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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