Südwest Presse: Kommentar zz Ägypten

Da ringt ein Volk um seine lang ersehnte Freiheit.
Hunderttausende Ägypter riskieren ihr Leben, um Armut, Korruption,
Unterdrückung loszuwerden. Sie organisieren Bürgerwehren, um Chaos zu
vermeiden, während ihr autokratischer Herrscher auf seinem Sessel
klebt. Wir Europäer und Amerikaner bekunden diesem Volk unsere
Hochachtung und unseren Respekt. Wir unterstützen die Menschen, die
in einem freien, demokratischen Ägypten leben wollen. Solche Sätze
hätte man von westlichen Staats- und Regierungschefs erwarten müssen.
Doch weder auf dem EU-Gipfel noch auf der Münchner
Sicherheitskonferenz fielen solche Worte. Haben die gewählten
Vertreter demokratischer Staaten vergessen, worin die
Wertegemeinschaft besteht, in der wir leben? Freiheit und
Menschenwürde sind die höchsten Güter. Es lohnt sich, für sie zu
streiten. Wenn Ägypter dafür aufstehen, ist es unsere Pflicht, ihnen
mit Worten und Taten beizustehen. Was hindert Angela Merkel oder
Hillary Clinton daran? Ja, Stabilität im Nahen Osten ist von großer
Bedeutung. Aber zu welchem Preis? Gegen die Mehrheit seines Volk hält
sich kein Herrscher auf Dauer. Und ein Regime, das seine Bürger in
Armut und Perspektivlosigkeit verharren lässt, schürt den
Extremismus, vor dem sich die westliche Welt fürchtet. Der Umsturz in
Ägypten ist eine historische Chance: für die Menschen dort wie für
alle auf dieser Welt. Erbärmlich ist die Reaktion unserer
Staatschefs.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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