Thüringische Landeszeitung: Guter Rat ist teuer / Kommentar von Axel Zacharias zur verfahrenen Lage im Irak

Es kommt jetzt so, wie es kommen musste: Als vor
drei Jahren die Amerikaner den Irak verließen, frohlockten alle
beteiligten Seiten. Trotzdem war ein mulmiges Gefühl allgegenwärtig,
ob der irakische Staat unter Regierungschef Nuri al-Maliki dem Land
wirklich eine stabile Zukunft garantieren könne. Wie wir nun wissen,
ist dem nicht so.

Das Problem aber ist, dass al-Maliki an seinem Posten klebt. Jeder
einigermaßen an der politischen Lage im Irak interessierte Beobachter
aber weiß längst, dass der schiitische Premier dem Land einen letzten
Dienst erweisen könnte, indem er für eine Einheitsregierung von
Sunniten, Schiiten und Kurden Platz macht. Nur so bestünde noch ein
Fünkchen Hoffnung für einen einheitlichen Irak.

Nun soll US-Außenminister John Kerry den widerborstigen al-Maliki,
den Amerika so lange gestützt hat, bewegen, nachzugeben – ein
wahrhaft undankbarer Job, nicht zuletzt deshalb, weil er wohl
aussichtslos ist. Jetzt rächt sich, dass US-Präsident Obama in der
Heimat Punkte sammeln wollte, indem er die unsägliche Politik seines
Vorgängers Bush korrigierend, sein Militär vorzeitig zurückholte.
Jetzt rächt sich ebenfalls, dass man in Washington zu lange planlos
auf al-Maliki setzte. Dessen Militär ist zu schwach, um den
fanatisierten Isis-Kämpfern Einhalt gebieten zu können. Der Prozess
eines Nation-Building hat im Irak nie wirklich stattgefunden.

Und Amerika will alles mögliche tun, sich aber bloß nicht
militärisch wieder in jener Region engagieren. Guter Rat ist teuer.
Und US-Chefdiplomat Kerry weiß letztlich auch nicht weiter. Es droht
ein Flächenbrand in der Region, den letztlich die USA zu verantworten
haben.

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