Trierischer Volksfreund: Bundeskabinett macht Weg für Wertstofftonne frei – Leitartikel, Trierischer Volksfreund, 31.03.2011

Dass die Bundesregierung darum bemüht ist, mehr
Wertstoffe aus dem Müll dieser Republik zu fischen, ist löblich.
Seltene Metalle, wie sie beispielsweise für die Herstellung von
Mobiltelefonen notwendig sind, sind viel zu kostbar, um sie nicht
wiederzuverwerten. Dass auch Entsorger großes Interesse daran haben,
wertvolles Material, das sich gut verkaufen lässt, zu sortieren,
zeigt ein Rechtstreit zwischen einem privaten Unternehmen und der
Stadt Bochum. Dem Unternehmer war es gar nicht recht, dass Bochum den
Wertmüll – und damit die Rohstoffe – selbst einsammeln wollte. Ein
neues Gesetz könnte für Klarheit sorgen.

Doch die neue Wertstofftonne, die bis 2015 eingeführt werden soll,
wird nicht den gewünschten Effekt haben. Und wie teuer das Projekt
den Bürger zu stehen kommt, ist noch nicht abzusehen.

Mülltrennung zur einfacheren Verwertung von Rohstoffen ist keine
neue Idee. Auch das duale System, also der grüne Punkt und die gelben
Säcke, ist Anfang der neunziger Jahre eingeführt worden, weil man so
besser an wiederverwertbare Materialien herankommen wollte. Doch das
System ist kompliziert und verwirrend. Nicht alle Verpackungen, auf
denen der grüne Punkt zu sehen ist, gehören in den gelben Sack. Und
es gibt Material, das hineingehört, obwohl kein grüner Punkt
aufgedruckt ist. Trotz aufwendiger Werbekampagnen ist es nie
gelungen, die Verbraucher zum korrekten Sortieren zu bewegen. Viele
Abfälle landen in der falschen Tonne. So werden Stoffe verbrannt, die
dafür viel zu schade sind. Ob das aus Unwissen, Bequemlichkeit oder
aus Trotz geschieht, ist zweitrangig. Warum sollte das Trennen mit
noch mehr Tonnen besser klappen als vorher?

Die neuen Tonnen, die sich zu den Behältern für Restmüll und
Papier gesellen, werden viele Hausbesitzer und Mieter vor unlösbare
logistische Aufgaben stellen: Wo sollen die neuen Tonnen
untergebracht werden? In der Garage oder gleich im Vorgarten?
Außerdem ist das System zu pauschal. Es geht nicht auf die regionalen
Gegebenheiten ein. Dass es gleichwertige und bequemere Alternativen
zum dualen System gibt, hat ein Pilot-Projekt des Zweckverbands
Regionale Abfallwirtschaft Trier gezeigt. Abgesehen von Papier
könnten die Bürger hier ihren Abfall einfach in eine Tonne werfen –
ganz ohne schlechtes Gewissen.

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Thomas Zeller
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