Die Stadt Kehl feierte auch dieses Jahr wieder die „Lange Nacht der Demokratie“. Aus der Landespolitik kam dazu von der Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg, Muhterem Aras, die passende Grußbotschaft:
„Nirgendwo lebt es sich freier, sicherer und gerechter als in Demokratien. Sich dieses Glück und all die Leistungen, die dahinter stehen, bewusst zu machen … dazu bietet die „Lange Nacht der Demokratie“ in Kehl eine schöne Gelegenheit.“
Die Keynote zu dieser wunderbaren Veranstaltung hielt die begeisternde Rednerin Dr. Caroline Dostal. In ihrem Vortrag „Marionetten der Macht. Wer zieht die Fäden in der Politik?“ beleuchtete sie die Gefahren, denen eine Demokratie ausgesetzt sein kann, aber vor allem auch die Chancen und Möglichkeiten, die uns diese Staatsform bietet. Die Hintergründe über den Lobbyismus und wie sie Politik beeinflussen fehlten im Vortrag natürlich auch nicht.
Oberbürgermeister Wolfram Britz, ebenfalls anwesend im gut gefüllten großen Saal des Kulturhauses, fasste den Vortrag so zusammen: „Was ich heute Abend mit nehme ist ganz viel Zuversicht und auch Hoffnung.“
Was waren die Fragen in der anschließenden Diskussion:
Wie beeinflussen Social Media die Demokratie und ist sie dieser Geschwindigkeit als System gewachsen? Was machen die Social Media mit der Politik?
Rednerin Caroline Dostal antwortete, so wie sich die Demokratie schwer in einen einfachen Slogan fassen lasse, so seien auch die sozialen Medien eine echte Herausforderung. Die Politik in einer Demokratie sei komplex und lasse sich schwer in Kommentarspalten umfassend abhandeln. Ihre Hoffnung sei, dass die Menschen sich wieder mehr auf echte Begegnungen fokussieren würden und mehr an den wirklichen Hintergründen von Politik interessiert seien.
Befindet sich die Demokratie in einer Krise? Welche Anzeichen und Hintergründe gibt es dafür? Wie sieht es mit dem Vertrauen in die Demokratie aus?
Die Rednerin war schon in ihrem Vortrag auf einige wichtige Aspekte eingegangen, was klare Anzeichen für die Erosion von Demokratien sind. Sie nannte die drei P, Polarisierung, Populismus und Post-Wahrheit, also Fake-News. Aber auch Angriffe gegen die Medien, unverhohlene Klientelpolitik im Interesse von bestimmtem Lobbyismus und Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte nannte sie als gefährliche Hintergründe von Politik, die nicht besonders am Erhalt der Demokratie interessiert sei.
Welche Rolle spielen der Lobbyismus und die Macht von Wirtschaftseliten in der modernen Demokratie? Wie sieht es mit der politischen Transparenz aus?
Caroline Dostal legte schon im Vortrag die Hintergründe zur Bedeutung und Gefahr des Lobbyismus dar, gerade in der aktuellen Politik. Die Macht von Wirtschaftseliten stellt für sie eine besondere Herausforderung dar. Milliardenvermögen könnten zu einer echten Bedrohung der freiheitlichen Demokratie werden, gerade auch unter Transparenzgesichtspunkten.
Der lange Applaus am Ende des Vortrags lässt vielleicht eines vermuten: zumindest die im Saal Anwesenden sind echte Demokratie-Fans.
Und eine Botschaft gab die Rednerin dem Publikum noch mit: Jean-Claude Juncker, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission und Vorgänger von Frau von der Leyen, betonte in seinem Wirken immer wieder, Empathie und die Liebe zu den Menschen sei ein wesentlicher Faktor für Politik. Wer die Menschen nicht liebe, der solle sich von Politik weit entfernt halten.