Gift im Schokoladenbonbon”, “Eine Fehlform der Liebe”, “Fest vernetzt: Fundamentalistische Protestanten und Islamisten”…?
Es würde einen lauten Aufschrei geben, und zwar zurecht.
Nun ist dies leider keine wirre Fantasie: mit solch gearteten Überschriften und Artikeln in diesem Duktus gehen Autoren auf der konservativ jüdischen Internetseite “haGalil – Judentum online” gegen messianische Juden los. Also auf einen Teil der diversen (i.s.V. Diversity) jüdischen Community in Deutschland, die nicht Teil der alteingesessenen Gemeinden ist.
Wir wissen um die theologisch komplexen Fragen, die dieser Glaube aufwirft und verbieten in unserer Satzung ausdrücklich die messianische “Judenmission”, denn das ist die Krux an der Sache oder des Pudels Kern, ganz wie Sie wollen. Nicht die Existenz dieser Gläubigen an sich ist ein Problem! Es kamen ab 1990 sehr viele “messianische Juden” aus der ehemaligen Sowjetunion und stellen damit heute eine Realität in Deutschland dar. So ist es nicht unsere Aufgabe als Zentralrat der bunten Mehrheit, diese Menschen “umzuerziehen” sondern ihre Würde und Glaubensfreiheit zu vertreten.
Dass die messianischen Juden in Israel heikle rechtliche Probleme verursachen, ist völlig unbestritten, da es dort nicht nur um Religion geht, sondern eine staats-, völker- und individualrechtliche Bedeutung zur Folge hat. Dies ist in Deutschland, Österreich, der Schweiz und ganz Europa jedoch nicht der Fall und Israel ist knapp vier Flugstunden weit weg.
In Deutschland gilt mit den Artikeln 1, 4 und 140 Grundgesetz eine maximale Glaubensfreiheit. Dies hat zur Folge, dass Polemiken der Art, wie sie haGalil veröffentlicht die Grenze zur Beleidigung, zu übler Nachrede oder, wie man heute sagt “hate speech” augenscheinlich klar überschreitet. Es werden in manchen Texten sogar diskriminierende Chiffren genutzt, die wir sonst nur von Antisemiten kennen. Dies ist erschütternd.
Solange keine ”Judenmission” stattfindet und messianische Juden einfach nur für sich selbst still und leise ihren Glauben leben, hat niemand das Recht, sie auch nur zu kritisieren. Suchen sie den öffentlichen Diskurs, kann man gesittet miteinander debattieren. Mithin gehören in Deutschland echte messianische Juden (keine verkleideten evangelikalen Christen) zur wunderbar bunten jüdischen Community, die sich in Deutschland entwickeln konnte. Dafür sind wir dankbar und werden auch die Würde und Glaubensfreiheit unserer messianischen Mitglieder konsequent verteidigen.