Zentralrat der messianischen und gemeindefreien Juden: Wer Jude ist, hat kein Dritter zu entscheiden!

Wer Jude ist, entscheidet kein Fremder.
 
Freigemeindliche, gemeindefreie, messianische und sonstige Juden stellen die Mehrheit der rund 280.000 Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Nur gut 90.000 (Tendenz fallend) sind Mitglied in den traditionellen jüdischen Gemeinden und werden vom Zentralrat der Juden in Deutschland (ZdJ) vertreten. Die gemeindefreien Juden sind daher die größte Gruppe, gefolgt von jenen, die einer Mainstream-Gemeinde angehören. Es folgen die Mitglieder unabhängiger Gemeinden, messianische Juden, judeo-christliche Panentheisten und andere kleine aber interessante Minderheiten.

Es wäre ein Wunder, wenn es angesichts dieser noch recht frischen Diversität keine Reibereien gäbe. Denn bis 1990 lebten nur etwa 15.000 Juden in Deutschland. Doch dann lud die Regierung unter Bundeskanzler Kohl freundlicherweise Juden aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ein und es kamen an die 300.000 Menschen, bis in die jungen 2000er Jahre hinein. Sie brachten etwas mit, das für viele unerwartet kam: Vielfalt im Glauben und eine Diversität jüdischen Lebens, die man in Deutschland nach 1945 so nicht kannte.

Bis heute gibt es Menschen, die diese Vielfalt nicht ertragen und so weit gehen, in einem Akt der Selbstermächtigung (anderen) Juden ihr Jüdischsein abzusprechen. Das ist keine Kleinigkeit, denn das letzte mal, als in Deutschland andere Menschen oder Institutionen darüber entschieden, wer Jude ist und wer nicht, war unter Hitler. Dies sollte man bedenken, bevor man einem Mitmenschen seinen Glauben abspricht. Zudem ist eine solche Tat mit dem Grundgesetz unvereinbar. Denn Artikel 4 der deutschen Verfassung besagt: “Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.”

Dass die Frage, wer nun genau als Jude anzuerkennen ist, in Israel eine ganz andere – vor allem politische – Bedeutung hat, ist verständlich. Denn dort geht es nicht nur um die Frage von Glaubensfreiheit (die besteht), sondern auch um handfeste juristische Konsequenzen wie etwas das Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft. Dies geht also weit über Fragen der Glaubensfreiheit hinaus, ist aber für die Situation in Deutschland komplett unerheblich.

Bleibt noch das Reizwort der “Judenmission” durch messianische Juden. Dieses ist bei evangelikalen Christen in den U.S.A., die sich als messianische Juden ausgeben, in der Tat ein erhebliches Problem. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz distanziert sich der Zentralrat der messianischen und gemeindefreien Juden (ZMJ) in aller Form von solchen Aktivitäten und verbietet das Missionieren seinen Mitgliedern bereits in seiner Satzung.

Wir alle sollten froh sein, daß es ein vielfältiges jüdisches Leben in Deutschland gibt und gemeinsam gegen den zunehmenden Antisemitismus vorgehen, statt sich innerhalb der jüdischen Community gegenseitig unfreundlich zu beäugen.

Der Zentralrat der messianischen und gemeindefreien Juden (ZMJ) wird nicht müde, diese Einladung zur Toleranz stetig zu wiederholen.