Seit Jahren beklagen Medizinethiker ein
Missverhältnis in der Honorierung von apparativen und „sprechenden“
Gesundheitsleistungen. Für Gespräche mit dem Arzt bleibt kaum Zeit.
Im schlimmsten Fall drohen Fehldiagnosen, weil der gestresste Arzt
dem Kranken kaum zuhören kann. Hier muss die nächste Honorarreform
ansetzen. Der Orthopäde, der von einem Behandlungsraum zum nächsten
hetzt und seine teuren Maschinen auslastet, ist finanziell
erfolgreich – der Arzt, der das Gespräch sucht, wird mit geringen
Pauschalen honoriert. Kranke wollen aber nicht nur in die Röhre
geschoben oder mit Pillen versorgt werden. Zuwendung ist ein
wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses. Eine erfolgreiche
Gesundheitspolitik muss die ganzheitliche Betrachtung des Menschen
wieder stärker in den Blick nehmen. Das wird ohne Korrekturen in der
Honorierung nicht möglich sein.
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