Strandurlaub vor Atomkraftwerks-Kulisse. Ein Foto,
aufgenommen am niederländischen Kernkraftwerk Borssele, vermittelt
zwiespältige Gefühle: Was die einen als Symbol für Gelassenheit im
Umgang mit Atomkraft interpretieren, werten andere als
Gedankenlosigkeit oder gar Verantwortungslosigkeit.
Nach dem GAU von Fukushima hat kein zweites Land auf der Welt so
spontan und gleichzeitig so rigoros auf das Unglück im fernen Japan
reagiert wie die Bundesrepublik. Selbst der komplette Ausstieg aus
der Kernenergie scheint inzwischen schneller möglich, als der
blauäugigste AKW-Gegner zu glauben gewagt hätte.
Doch stellt sich die Frage: Was brächte der Alleingang beim
Ausstieg einem Land wie Deutschland? Ein Blick auf die Karte mit
AKW-Standorten zeigt, dass etwa NRW gleichsam umringt ist von
Atomanlagen, vor allem im benachbarten Ausland. Käme es in Belgien,
Frankreich oder Holland zu einem schweren Störfall, wir wären
betroffen. Ausstieg hin oder her – radioaktive Wolken halten sich
nicht an Staatengrenzen.
Dies zeigt die Notwendigkeit einer europäischen
Kernkraft-Strategie. Davon sind wir allerdings weit entfernt. Europa
als Schicksalsgemeinschaft – selten war dieser Begriff so zutreffend
wie in der Atompolitik.
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