WAZ: Der Fußball, die Schule und wir. Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Die Schulen dürfen heutzutage eine Menge selbst
entscheiden. Wie sie die beweglichen Ferientage verteilen zum
Beispiel. Manche nehmen dann auf Karneval-Fans Rücksicht, andere auf
Skifahrer-Familien oder Holland-Kurzurlauber. Hinzu kommen noch
pädagogische Tage, Lehrerausflüge oder gar Schulübernachtungen mit
anschließendem Unterrichtsausfall. Was erst einmal toll klingt,
rüttelt den durchorganisierten Alltag vieler Familien durcheinander –
vor allem, wenn sie mehrere Kinder haben, die auch noch
unterschiedliche Schulen besuchen. Und nun dürfen Schulen auch noch
das kollektive Ausschlafen nach den Deutschland-Spielen erlauben,
indem sie einfach den Unterricht später beginnen lassen. Selbst wenn
sie eine Betreuung garantieren, erhöht das den Druck, mal wieder frei
zu nehmen. Aus gestresster Eltern-Sicht gesprochen: Sie sollten es
nach diesem Frühsommer mit den nahezu wöchentlichen Brückentagen
lassen. Ansonsten wird die Nachsicht in den Betrieben mit Eltern arg
strapaziert. Wenn die Kinder gucken wollen – sollen sie doch. Dann
sind sie eben müde am nächsten Tag. Sollte Deutschland am Donnerstag
gewinnen und am Sonntag gar Europameister werden, ist das bei aller
Freude auch egal. Wenn nicht, müssen sie den Katzenjammer ertragen.
Wie alle anderen auch.

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