WAZ: Die Chance der Piraten – Kommentar von Tobias Blasius

Die Piratenpartei zählt in NRW gerade einmal so
viele Mitglieder wie ein mittlerer Unterbezirk der SPD, und bei
Wahlen im größten Bundesland war sie bislang in etwa so erfolgreich
wie die Tierschutzpartei. Nennenswerte programmatische Vorstellungen
haben die Piraten nicht zu bieten, und einen neuen Landtag bestimmen
die Bürger an Rhein und Ruhr nach Lage der Dinge erst wieder 2015.
Darf man das seit Wochen stabile Umfragehoch dieser Polit-Neulinge
also getrost als theoretische Spielerei abtun? Zumindest für die
etablierten Parteien im eher linken Spektrum könnte derartige
Überheblichkeit gefährlich werden. Das erste politische Tasten der
Piraten mag unbeholfen sein, die organisatorische Herangehensweise
naiv, die inhaltliche Verengung auf Fragen des Internets wenig
zukunftsträchtig. Doch hier engagieren und formieren sich eben auch
viele durch und durch bürgerlich geprägte Leute, wie sie früher zu
den Grünen fanden. Eine unkonventionell arbeitende
Anti-Parteien-Partei, die wahlmüde Junge anzieht und deren heutige
Kommunikationswege ganz selbstverständlich nutzt, besitzt zumindest
nicht die schlechtesten Chancen auf dauerhafte Etablierung.

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