WAZ: Die Gier nach Wählerstimmen – Kommentar von Miguel Sanches

Würde die Koalition die Boni der Manager auch
begrenzen, wenn die Schweiz es nicht vormachen und die Wahl nicht
näher rücken würde? Zwei Fragen, aber nur eine Antwort: Nein. Die
Absichtserklärung ist ein Beispiel für Populismus. Sie ist gleichwohl
opportun, einmal in der Sache, weil Jahresbezüge von 14 Millionen
Euro sozial obszön sind; sodann taktisch, weil sich die Regierung
weder von der EU-Kommission überholen lassen noch im Wahlkampf für
exorbitante Boni geradestehen will. Weder sind Stimmungen per se
falsch, noch ist es verwerflich, auf das Volk zu hören, im Wahlkampf
nicht, auch sonst nicht. Der springende Punkt ist: Haben wir es mit
Aktionismus zu tun? Die Antwort hängt davon ab, ob die Korrektur im
Aktienrecht mehr als weiße Salbe ist und ob sie vor der nächsten Wahl
in Kraft treten kann. Die Gehälter werden schon heute offen gelegt.
Nur ist das Votum der Hauptversammlung nicht verbindlich. Da man eine
Neiddebatte so oder so in Kauf nehmen muss, kann es nicht schaden,
das letzte Wort per Gesetz verbindlich den Aktionären zu geben.

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