WAZ: Die neureichen Berliner. Kommentar von Walter Bau

Arm, aber sexy – mit diesem aus der (Finanz-)Not
geborenen Slogan wirbt Berlins Regierender Bürgermeister Klaus
Wowereit für die Hauptstadt. So wie es aussieht, muss sich der Mann
einen neuen Spruch ausdenken. Denn das notorisch klamme Berlin ist –
oh, Wunder – zu Geld gekommen. Der Finanzsenator der Stadt kann fürs
erste Halbjahr mit einem Überschuss von 730 Millionen Euro glänzen.
Den kräftig sprudelnden Steuerquellen sei–s gedankt. Also allet
wieder knorke an der Spree? Berlin – sexy und reich dazu? Von wegen.
Denn Berlin schrumpft. Die Zahl der Hauptstadtbewohner liegt um rund
180000 tiefer als gedacht, wie jüngst die Volkszählung zeigte. So
sexy kann das Leben rund um Alexanderplatz und Brandenburger Tor also
nicht sein, wenn die Leute scharenweise abwandern. Und mit dem großen
Geld ist es bald auch wieder vorbei. Denn wegen der sinkenden
Einwohnerzahlen gibt es künftig weniger aus dem Topf des
Länderfinanzausgleichs. Das Berlin der Zukunft: arm und klein. Machen
Sie daraus mal einen Slogan, Herr Wowereit!

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