WAZ: Die Stimme fehlt – Kommentar von Matthias Korfmann

Es fehlt was im Revier. Es bewegt sich nichts. Viele
reden noch über die Kulturhauptstadt, aber die ist schon von gestern.
Einige reden von der „Metropole Ruhr“, aber keiner weiß, was das
eigentlich bedeuten soll. Auf Autobahnbrücken stehen Sprüche wie „Ich
bin mitten drin“ oder „Ich bin eine von wir“. Aber das Wir-Gefühl,
das es tatsächlich gibt zwischen Duisburg und Dortmund, wird nicht
von der Politik bedient. Stattdessen übt sich die Region in einer
alten Tradition: Sie macht sich klein. Sie ist ein Tiger, der davon
träumt, eine Schmusekatze zu sein. Wir im Revier sind bescheidene
Leute. Wir akzeptieren schäbige Bahnhöfe und volle Straßen. Wir
stellen uns in Berlin artig hinten an, und andere bekommen die
Fördergelder. Woran das liegt? Das Revier spricht nicht mit einer
Stimme. Es hört auf Regierungspräsidenten in der Provinz, und es hat
Oberbürgermeister, die ihre Macht nicht gerne teilen. Das ist so
nicht in Ordnung. Es ist höchste Zeit, darüber zu sprechen und
höchste Zeit, mal zu klären, wo dieses Ruhrgebiet eigentlich hin
will.

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