WAZ: Eine Partei zerlegt sich selbst – Kommentar von Michael Kohlstadt zur AfD

„Heuchelei“, „Machtcliquenpolitik“, „kollektives
Versagen“, „Selbstauflösung“: Man kann der AfD vieles nachsagen,
nicht jedoch, dass ihr das Vokabular für die innerparteiliche
Zustandsbeschreibung fehlen würde. Zerreißprozess ist noch ein
schwaches Wort für das Bild, das der größte Landesverband derzeit
abgibt.

Fünf Monate vor der Landtagswahl hat die Partei, die sich als
„Alternative für Deutschland“ anpreist, in NRW nicht mehr viele
Alternativen. Im Rennen um den ersten Einzug in das Parlament des
größten Bundeslandes steht sie kurz davor, sich selbst zu zerlegen.
Mehr noch als die Tricksereien auf dem Soester Delegiertenparteitag
könnte der aus dem Lot geratene Zeitplan für die Kandidatenkür die
Wahlzulassung kosten.

Natürlich sind die Vorgänge Wasser auf die Mühlen aller, die den
Einzug der Rechtspopulisten in die Parlamente für den Untergang des
Abendlandes halten. Doch auch wenn die AfD an Rhein und Ruhr über
sich selbst stolpern sollte, ist das kein Grund zur Entwarnung.

Die AfD ist Resonanzraum für ein weit verbreitetes Unbehagen an
der etablierten Politik. Das verschwindet nicht, weil ein
Landesverband vor dem Kollaps steht.

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