WAZ: Es muss Folgen haben – Kommentar von Angelika Wölk

Es ist fast auf den Tag genau zwei Jahre her, seit
der Missbrauchskandal in der katholischen Kirche öffentlich wurde und
sie in eine ihrer tiefsten Krisen stürzte. Immerhin, seither ist viel
geschehen. Der Vorwurf, die Kirche habe aus ihren unfassbar schweren
Fehlern und Verwerfungen nicht gelernt, geht fehl. Sie hat gelernt.
Und doch: Es ist nicht genug. Der Missbrauchskandal hat den Blick
auch auf ein Klima gelenkt, in dem Vertuschung, zuweilen blanke
Scheinheiligkeit im Umgang mit der Sexualmoral und manchmal auch
kühle Distanz zwischen Kirchenvolk und Kirche herrschen. Gottlob –
die ersten Schritte sind getan, das aufzubrechen. Das Ruhrbistum hat
als erstes die Initiative der Bischofskonferenz aufgegriffen und das
Gespräch mit der Basis eröffnet. Ein mutiger Schritt. Aber es spricht
Bände, dass Katholiken allein dafür dankbar sind, mit ihrem Bischof
über all das reden zu können, was sie bedrückt, empört oder freut an
ihrer Kirche. Was ist da nicht alles versäumt worden. Doch so
lobenswert die Wende auch ist, damit allein kann es nicht getan sein.
Es muss auch Folgen haben. Das ist die Kirche ihren Gläubigen
schuldig.

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