WAZ: Es war einmal der beste Kandidat – Kommentar von Alexander Marinos zu Steinmeier

Frank-Walter Steinmeier ist ein buchstäblich
fabelhafter Kandidat. Er ist international erfahren, populär und über
alle Parteigrenzen hinaus respektiert; er ist wortgewaltig,
ausgleichend und integrativ. Er wäre nahezu ein Bilderbuch-Präsident.
Hinzu kommt, dass Steinmeier ein pragmatischer Vollblut-Politiker
ist. Genau so einen wird man mit Blick auf ein mögliches
Sechs-Fraktionen-Parlament nach der nächsten Bundestagswahl
benötigen, weil dem Bundespräsidenten eine bislang nicht gekannte,
hoch politische Schlüsselrolle bei der dann vielleicht sehr
schwierigen Regierungsbildung zukommen könnte – oder auch bei der
Auflösung des Bundestags, je nach Situation.

Leider hat Steinmeier nach der Logik geltender Machtpolitik das
falsche Parteibuch. Zudem ist sein Name zu früh gefallen: gestern
genannt, heute verbrannt. Alle denkbaren Verbündeten, auf die die SPD
in der Bundesversammlung angewiesen wäre, sind jetzt ehrlich oder
gespielt beleidigt. Besonders unter Druck stehen die Unionsparteien.
Dass sie über ihren Schatten springen könnten, um sich nach Joachim
Gauck einmal mehr von der SPD den Bundespräsidenten vor die Nase
setzen zu lassen, darf man getrost ins Reich der Fabeln verweisen.

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