WAZ: Flickwerk – Kommentar von Christopher Onkelbach

Die Hochschulen bemühen sich nach Kräften, den
Andrang der Studierenden zu bewältigen. Doch nun rächt sich, dass die
Unis seit Jahrzehnten unterfinanziert sind. Sie waren bereits an der
Belastungsgrenze, bevor nun die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge
in die Hörsäle drängen. Manche Unis schalteten auf stur und wollten
den neuen Studentenberg einfach untertunneln – das heißt: abwarten,
bis es wieder vorbei ist. Doch als die Politik zu ahnen begann, was
auf die Unis zurollt, wurde der Hochschulpakt geboren. Heute zeigt
sich: Es ist Flickwerk. Die Prognosen waren zu vorsichtig und die
Kosten mit 20 000 Euro für jeden Studienplatz zu niedrig
angesetzt. Ein laborintensiver Studienplatz kostet leicht das
Doppelte. Kein Wunder, dass die Hochschulen nicht begeistert
reagierten. Dass Fachkräfte fehlen und Bildung die Zukunft unseres
Landes sei, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Die Freude über die
neue Studienlust, die Bildungspolitiker gerne zur Schau tragen, ist
zu großen Teilen gespielt. Sie haben kein Rezept dafür, ihre
vermeintliche Freude in echte Studienplätze umzuwandeln. Das aber
erwarten Tausende junger Menschen von ihnen – zu Recht.

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