Die Entscheidung des Papstes, den umstrittenen
Limburger Bischof Tebartz-van Elst zwar im Amt zu belassen, ihn aber
für eine unbestimmte Zeit aus seinem Bistum abzuziehen, wirkt
verdächtig unentschlossen. Scheut sich Franziskus, selbst erklärter
Fürsprecher einer „armen Kirche für die Armen“, den Bischof für seine
völlig überzogene, 31 Millionen Euro teure Residenz und den drohenden
Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung ohne Wenn
und Aber aus Limburg abzuziehen? Ausgeschlossen ist das nicht. Der
für seine konservative Linie in Glaubensfragen bekannte Tebartz-van
Elst hat im Vatikan, in dem die Bewahrer nach wie vor über große
Macht verfügen, viele Unterstützer. Womöglich will der Papst diese
Leute nicht verprellen und entschloss sich deshalb, Tebartz-van Elst
nur „ein bisschen zu entlassen“ – und dem Limburger die Möglichkeit
der Rückkehr offenzulassen. Wie dieser Hirte allerdings demnächst
wieder glaubwürdig vor seiner Gemeinde Enthaltsamkeit und Demut
predigen soll, ist ein Rätsel. Vielleicht war es aber auch anders.
Vielleicht hat sich der Papst ja für die „rheinische Lösung“
entschieden. Die ginge dann so: Franz-Peter Tebartz-van Elst ist nun
erst einmal weg aus Limburg, bleibt aber formell im Amt; der Titel
eines Bischofs bleibt ihm ohnehin auf Lebenszeit. Franziskus könnte
den Bischof so lange in seinem Exil belassen, bis eine adäquate
Anschlussverwendung für ihn gefunden ist. Damit könnten beide Seiten
– zumindest nach außen hin – das Gesicht wahren. Beide
Deutungs-Varianten überzeugen jedoch nicht. Denn die große Mehrheit
der Katholiken in Deutschland hatte auf ein klares Signal aus Rom
gehofft. Bei vielen Gläubigen herrscht die klare Meinung vor, dass
Verschwendung und Prunksucht, autoritäres Gehabe und arrogantes
Auftreten nicht mit dem Amt und mit der Würde eines Bischofs zu
vereinen sind. So gesehen, wäre es nicht nur konsequent, sondern auch
hilfreich gewesen, hätte Papst Franziskus dies im Fall Tebartz-van
Elst ebenfalls in aller Deutlichkeit so gesagt – und entsprechend
entschlossen entschieden.
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