WAZ: Gefährdetes Ehrenamt. Kommentar von Dietmar Seher

Der Staat funktioniert durch das Ehrenamt. Während
der öffentliche Dienst seit 1991 radikal schrumpfte, sorgen
ehrenamtliche Trainer für den Sportlernachwuchs, retten freiwillige
Fahrensleute in Seenot geratene Segler, sind DRK-Helfer nach der
eigenen Schicht für „das Kreuz“ unterwegs, sorgen fachkundige
Handwerker und Ingenieure „nebenher“ für Brandschutz.

Das schafft viel Gemeinschaftsgefühl. Es entlastet die
Steuerzahler und hilft so, Staatsschulden zu meiden. Ausgerechnet
diesen Kreislauf greift die EU-Kommission an. Geht es nach ihrem
Entwurf, würde eine neue Arbeitszeitverordnung die wöchentliche
Gesamtarbeit auf 48 Stunden beschränken – und damit fast jeder
ehrenamtlichen Tätigkeit schnöde die Luft abdrehen.

Es geht aber nicht nur nach ihr. Es reden viele mit. Nationale
Regierungen. Auch das EU-Parlament. Man darf also die Hoffnung haben,
dass nationale Besonderheiten und Traditionen in einem vereinten
Europa Bleiberecht haben. Die Alternativen sind sowieso keine: Hoch
verschuldeten Landkreisen zuzumuten, eine teure Berufswehr zu
installieren. Oder die Häuser brennen zu lassen.

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