Kanzler Helmut Kohl drängte einen unliebsamen
ZDF-Journalisten aus dem Amt, Horst Seehofer ließ seinen Sprecher in
der Redaktion anrufen, um auf einen Beitrag über die CSU einzuwirken
– die Liste der Versuche von Politikern, die Berichte
öffentlich-rechtlicher Sender zu beeinflussen, ist lang. Nicht nur
beim ZDF.
Tatsächlich betrachten die beiden großen politischen Lager die
Öffentlich-Rechtlichen gern als ihr Eigentum. Sie nutzen ihre Mandate
in den mächtigen Gremien, um politisch genehme Kandidaten auf
wichtige Posten zu hieven. Das Parteibuch entscheidet, nicht das
journalistische Handwerk.
Der Versuch der Richter, den Einfluss der Politik begrenzen
wollen, ist honorig – aber halbherzig. Sie hätten besser die Parteien
komplett aus den Gremien der Sender verbannen sollen. Denn nun wird
die Kungelei weitergehen.
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