WAZ: Herr Bahr, führen Sie!
– Kommentar von Dietmar Seher

Seit einem Monat fahnden staatliche Ämter nach dem
Ehec-Keim. Man hat ihn identifiziert. Aber eine Spur von der
tödlichen Bakterie gibt es nicht. Die Aufklärungsversuche der
schwerwiegendsten Lebensmittel-Verseuchung der Nachkriegszeit
hinterlassen beim Verbraucher den Eindruck, der Staat handele nicht.
Der Eindruck ist unrichtig, weil er mit den engagierten Forschern,
Behördenleitern und Ärzten, die ihr Bestes geben, die Falschen
trifft. Doch ein System, in dem wie in diesem Notfall vieles
nebeneinander her passiert und in dem beraten und informiert wird,
aber nicht strikt geführt, ist unhaltbar. Lebensmittelkontrolle ist
Ländersache. Der Bund betreibt mit dem Koch-Institut allenfalls eine
Art Serviceagentur. Dabei kennen Keime keine Ländergrenzen. Dieser
hier hat 21 Menschenleben gefordert und tausende erkranken lassen.
Viele Menschen haben jetzt Angst. Deshalb muss, erstens, der
Bundesgesundheitsminister selbst das Krisenmanagement übernehmen. Und
zweitens kommen wir nach Ehec nicht umhin, ein zentrales Bundesamt
einzurichten wie es die USA längst erfolgreich getan haben.
Föderalismus ist gut, Kleinstaaterei unverantwortlich.

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